Schlafstörungen

Was sind Schlafstörungen?

Während der Nacht erleben wir unterschiedliche Schlafstadien mit einer bestimmten Abfolge; ein gesamter Schlafzyklus dauert ca. 60 bis 100 Minuten und wird mehrmals pro Nacht durchlaufen. Am Übergang vom Wach- zum Schlafzustand befindet sich der sogenannte REM-Schlaf (benannt nach den rapid eye movements oder raschen Augenbewegungen), in dem zwar die meisten Muskeln starr und wie gelähmt sind, das Gehirn jedoch sehr aktiv ist; in dieser Schlafphase gibt es auch besonders lebhafte Träume. In den folgenden Non-REM-Phasen nimmt die Gehirnaktivität ab und wir gleiten in den Tiefschlaf, aus dem wir besonders schwer aufzuwecken sind. Darauf beginnt der Schlafzyklus von neuem. Die genaue Dauer der einzelnen Phasen variiert mit dem Lebensalter und verändert sich zum Beispiel unter dem Einfluß von Medikamenten oder Alkohol. Wieviel Schlaf jemand braucht ist sehr unterschiedlich, ein gewisses Richtmaß stellt eine Mindestschlafdauer von 6 1/2 Stunden dar.

Von Schlafstörungen sprechen wir dann, wenn über längere Zeit hin Schwierigkeiten bestehen, einzuschlafen oder durchzuschlafen, aber auch exzessive Müdigkeit am Tag und Veränderungen des Schlaf-Wach-Rhythmus, starke Muskelzuckungen, Alpträume oder Schnarchen können Probleme verursachen. Deutsche und amerikanische Untersuchungen ergaben, daß jeder vierte sonst gesunde Mensch an Schlafstörungen leidet.

Wie kommt es zu Schlafstörungen?

Oft führen besondere Lebensereignisse oder übermäßiger Streß zu vorübergehenden Schlafproblemen. Besteht eine gewisse Disposition und macht sich der Betroffene große Sorgen, daß er durch den beeinträchtigten Schlaf evtl. nicht mehr leistungsfähig sein könnte oder gesundheitlichen Schaden nehmen könnte, so kann die Schlafstörung chronifizieren. Auch ungünstige äußere Bedingungen (z.B. lauter, enger Schlafraum), Krankheiten und Medikamente können zu gestörtem Schlaf beitragen. In vielen Fällen ist ein erhöhtes Erregungsniveau zu beobachten, sei es aufgrund von besonderen Tagesereignissen, Grübeleien oder Angst vor dem Nicht-Schlafen-Können.

Was kann man bei Schlafstörungen tun?

Bei der Behandlung von Schlafstörungen ist es wichtig abzuklären, worin die Schlafstörung genau besteht. Häufig ist es hilfreich, unzutreffende Vorstellungen über die notwendige Schlafdauer und Konsequenzen von vorübergehendem Schlafmangel zu klären. Vor einer verhaltenstherapeutischen Behandlung von Schlafstörungen ist es notwendig evtl. den Konsum von Schlaftabletten abzubauen; diese verändern nämlich das Schlafmuster und damit die Schlafqualität, was wiederum zu einer Dosissteigerung führen kann. Es muß aber damit gerechnet werden, daß auch beim Absetzen der Medikation eine kurzfristige Verschlechterung der Schlafproblematik eintritt.

Die eigentliche verhaltenstherapeutische Behandlung setzt sowohl bei der Schlafsymptomatik als auch beim Tageserleben an. Körperliche und geistige Entspannung, Veränderung der Schlafumgebung, ein geregelter Schlaf-Wach-Rhythmus, Streßbewältigung und Ausbau positiver Aktivitäten sind wichtige Bestandteile eines solchen Therapieprogramms.

Weiterführende Literatur

Coates, T. J. & Thoresen, C. E. (1982). Endlich wieder schlafen können. Ohne Medikamente gut schlafen. Salzburg: Otto Müller Verlag.

Was ist Verhaltenstherapie?

Verhaltenstherapie ist ein spezielles Behandlungsverfahren, das sich auf bewährte Forschungsbefunde stützt; Verhaltenstherapie bildet für Patienten eine Hilfestellung, um spezielle Veränderungen in Gang zu setzen und entsprechende Ziele zu erreichen. Solche Ziele betreffen unter anderem:

  • Merkmale des Verhaltens, z.B. aktives Sozialverhalten; Reduktion von Alkohol- oder Zigarettenkonsum.
  • Art der Gefühle, z.B. Hilfestellungen für eine Person, sich weniger ängstlich oder weniger depressiv zu fühlen.
  • Veränderung von Denkmustern, z.B. lernen Probleme zu lösen und zuversichtlichere Gedanken zu entwickeln.
  • Art des Umgangs mit körperlichen Beschwerden, z.B. Veränderung des Schmerzerlebens oder des Umgangs mit ärztlichen Verschreibungen.
  • Eine Art der Bewältigung, z.B. Hilfestellungen für behinderte Personen oder des Zurechtkommens im Arbeitsbereich.

Verhaltenstherapie und kognitive Therapie beziehen sich in erster Linie auf das Hier und Jetzt, d.h. auf die gegenwärtige Situation und ihre Bedingungen (und nicht so sehr auf die Vergangenheit des Patienten). Wichtige Ansatzpunkte sind die konkreten Verhaltensmuster und Sichtweisen einer Person. Verhaltenstherapeuten arbeiten mit Einzelpersonen, mit Eltern, Kindern, Paaren, Familien und Gruppen.

Zentrale Ziele der Verhaltenstherapie sind die Hilfe bei der Veränderung hinderlicher Denk- und Verhaltensmuster sowie eine Unterstützung beim Erlernen zielführender Strategien; damit sollen Patienten generell mehr Kontrolle über ihr Leben bekommen.

Copyright Hans Reinecker mit Genehmigung der AABT. Herausgegeben gemeinsam von AVM und ÖGVT